Eine Webseite – viele Hüte

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Unsere Museen sind unter einer Dachorganisation – dem Universalmuseum Joanneum – organisiert. Viele Besucher/innen wissen das gar nicht, weil man die Dachorganisation nicht besuchen kann, sondern nur die einzelnen Standorte wie das Kunsthaus Graz oder Museum für Geschichte. Die Dachorganisation stellt daher ein potenzielles Problem für unsere Online-Besucher/innen dar, wenn sie sich auf unserer Webseite informieren.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “neues museum” (18/4) des Museumsbundes Österreich dreht sich alles um die Benutzerfreundlichkeit des Museums. Es wird darüber diskutiert, ob die Perspektive der Besucher/innen und Nutzer/innen die einzig wahre ist, was deren Ansprüche und Forderungen an das Museum und dessen Mitarbeiter/innen sind und welche Disziplinen sich mit welchen Problemen konfrontiert sehen.

Im Bereich digitale Medien denkt man dabei sofort an verschiedenste Arten der digitalen Vermittlung oder Social Media. Die Webseite ist jedoch (zumindest vorläufig) weiterhin das wichtigste Tool, das Besucher/innen für die Vorbereitung auf ihren Besuch nutzen. Benutzerfreundlichkeit muss daher bereits dort beginnen und im Idealfall verfolgt das Museum diesen Weg nicht nur während des Besuchs, sondern auch danach.

22 Hüte: Dachmarke und individuelle Museen

Als ein Verbund von Museen mit einer Dachmarke sind wir immer wieder mit dem Problem der verständlichen Kommunikation konfrontiert. Wir verfolgen bewusst zwei Kommunikationsstrategien: Einerseits kommunizieren wir das Universalmuseum Joanneum, z. B. beim gedruckten Monatsprogramm oder beim monatlichen Programm-Newsletter, andererseits aber auch die individuellen Museen, wobei die Hausmarke in den Vordergrund rückt, z. B. durch eigens gestaltete Programmhefte, Newsletter und auch einen eigenen Bereich auf der Webseite.

Auf unserer Webseite konnte es daher verwirrend sein, wenn man links oben zwei Logos vorfand – ein Logo für das Universalmuseum Joanneum (in der Grafik rot gekennzeichnet) sowie ein weiteres für das jeweilige Museum (in der Grafik grün gekennzeichnet, z. B. Kunsthaus Graz) –, die jeweiligen Links dahinter aber nicht zur gleichen Startseite führten. Zusätzlich gab es auf der rechten Seite einen Textlink zur Übersicht aller Museen und Standorte (in der Grafik orange gekennzeichnet).

Universalmuseum Joanneum (rot), jeweiliges Museum (grün, z. B. Kunsthaus Graz) und Textlink zur Übersicht aller Museen und Standorte (orange) – alle Links dahinter führen zu verschiedenen Seiten.

Universalmuseum Joanneum (rot), jeweiliges Museum (grün, z. B. Kunsthaus Graz) und Textlink zur Übersicht aller Museen und Standorte (orange) – alle Links dahinter führen zu verschiedenen Seiten.

Auf mobilen Geräten potenzierte sich das Problem sogar, da alle Informationen direkt untereinander standen:

Auf mobilen Geräten potenzierte sich das Problem sogar, da alle Informationen direkt untereinander standen:

Das gelernte Verhalten, dass man mit einem Klick aufs Logo auf der Startseite landet, wurde somit zur Herausforderung. Online-Besucher/innen differenzierten nicht zwischen den Logos und erwarteten, beim Klick auf die Startseite des Museums weitergeleitet zu werden.

Wenn sie aber auf „Universalmuseum Joanneum“ klickten, landeten sie versehentlich auf der Startseite der Dachorganisation und waren verwirrt, da sich Navigation und Inhalt änderten, wie dieses Kurzvideo einer Besucher/innenbefragung zeigt:

Im schlimmsten Fall konnte das dazu führen, dass Online-Besucher/innen die Webseite verließen. Das Navigieren zwischen den verschiedenen Angeboten ist eine Herausforderung für viele Museen, die in Dachorganisationen eingebunden sind. Zum Beispiel hat das Kunsthistorische Museum Wien im Header einen Link “Standorte”, der eine attraktive Übersicht öffnet und den Wechsel ermöglicht. Eine ähnliche Darstellung wäre aufgrund der Größe unsere Angebots aber nicht möglich.

Wir haben uns mit dem Relaunch der Webseite 2014 dazu entschlossen, individuelle Webseiten für die jeweiligen Museen zu gestalten. Trotzdem gibt es darüber hinaus Inhalte wie z. B. Presse, Jobs und Details zur Organisation, die museumsübergreifend sind und einen allgemeinen Bereich notwendig machen.

Wie sehen das unsere Besucher/innen?

Wie bereits erwähnt nutzen wir Hotjar als Tool, um Online-Besucher/innen beim Navigieren auf der Webseite und ihr Klickverhalten zu beobachten. Dadurch können wir Probleme identifizieren und technische sowie redaktionelle Maßnahmen entwickeln, um die Benutzerfreundlichkeit und Inhalte zu verbessern.

Dabei sehen wir, dass Besucher/innen zwischen den Museen wechseln, um sich über unser Angebot zu informieren, jedoch müssen sie dazu permanent auf die Startseite oder die Übersichtsseite zurückkehren. Wir verzeichnen monatlich über 5.000 Zugriffe auf die Startseite und knapp 1.500 Zugriffe auf unsere Übersichtsseite. Auch uns, die täglich mit der Webseite zu tun haben, erschwert dieser Umstand die Arbeit.

Jederzeit alle Museen auf einen Blick

Unser Ziel ist es daher, einerseits einen raschen Wechsel von einem Museum zum anderen zu ermöglichen, gleichzeitig soll aber auch verdeutlicht werden, dass alle Museen in Verbindung stehen und sogar mit einem Ticket besucht werden können.

Als Lösung wurde der Kopf der Webseite umgestaltet – dazu wurde der allgemeine Bereich der Dachmarke aus dem Kopf herausgelöst, von den Inhalten der Webseite farblich getrennt und überstellt. Zusätzlich gibt es ein Dropdown, das den raschen Wechsel direkt von einem Museum ins andere erlaubt.

Auch auf mobilen Geräten wirkt nun der Kopf viel aufgeräumter und es wird klarer kommuniziert, auf welcher Museumsseite man sich befindet.

Dieses kurze Video ist ein tolles Beispiel, wie ein User die neue Navigation nutzt um sich einen ausführlichen Überblick zu verschaffen und innerhalb von kurzer Zeit 4 Museums-Webseiten besucht: Kunsthaus, Alte Galerie, Naturkundemuseum und Kunst im öffentlichen Raum:

Mit dieser neuen Funktionalität erwarten wir, dass die Zugriffe auf die Startseite und die Übersichtsseite weniger werden. Den Rückgang bewerten wir in diesem Fall jedoch positiv, weil er die Lösung des Problems bezeugt. Darüber hinaus verstärken wir fortlaufend die Cross-Promotion unserer Museen und weisen unsere Online-Besucher/innen auf weitere Museen und Themen hin, die sie auch interessieren könnten.

Wir analysieren regelmäßig die sogenannte Informationsarchitektur. Dabei gilt es auch zu hinterfragen, ob eine Webseite die Organisationsstruktur abbildet oder tatsächlich den Besucherinnen und Besuchern dient.

Als erfolgreiches Beispiel dafür haben wir in Vorbereitung auf das Peter-Rosegger-Jubiläumsjahr 2018 bereits Ende 2017 die beiden vormals getrennten Webseiten für das Rosegger-Geburtshaus Alpl und das Rosegger-Museum Krieglach zu einer neuen Webseite zusammengeführt. Dadurch wird den Besucherinnen und Besuchern optimal die Gesamtheit des Angebots vor Ort präsentiert. Darüber hinaus zeigen die ersten Ergebnisse, dass diese neue Webseite besser in der Suche funktioniert und sogar Konkurrenz-Webseiten in den Suchergebnissen überholt hat.

Zuerst erschienen auf: https://www.museum-joanneum.at/blog/eine-webseite-viele-huete/

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